Hippo Reistagebuch: 2. Eintrag

Eintauchen in das Reich der Pharaonen: Ägyptisches Museum – Georg Steindorff (Leipzig)

Hippomäßige Freude, weil es neben dem Tandemtraining nun einen freien Nachmittag gibt, an dem ich einen (wenn auch nur kurzen) Abstecher in die Ägyptische Sammlung unternehmen kann!

Seit 2010 befindet sich die größte deutsche Universitätssammlung altägyptischer Exponate nahe am Bahnhof, etwas versteckt im Kroch-Hochhaus am Augustusplatz in Leipzig.

Bild 1: Das Kroch-Hochhaus in Leipzig.

1927/1928 im Auftrag des Bankiers Hans Kroch errichtet, sorgte das Projekt für heiße Diskussionen – es sollte immerhin das erste Hochhaus in der Leipziger Innenstadt werden (mehr dazu hier: https://www.gkr.uni-leipzig.de/aegyptisches-museum/geschichte).

Der Entwurf für das zwölfstöckige Hochhaus stammt von German Bestelmayer (1874-1942) und als architektonisches Vorbild diente der Uhrturm am Markusplatz von Venedig (https://de.wikipedia.org/wiki/Uhrturm_von_San_Marco).

Das zwölfstöckige Haus dient in erster Linie als Bankgeschäft mit Schalterhalle, Aufzug und holzgetäfelten Büros. Die Wände sind mit Stuck im Art-Déco Stil verziert. Im Reliefdekor werden stilisierte personae der Kontinente gezeigt, zu denen Handelsbeziehungen bestanden, wie z. B. Afrika. Es gibt aber auch einen Zimmerbrunnen mit Neptun auf einer Muschel.

Bild 2: Neptunbrunnen.

Das Hochhaus bleibt aber nicht lange im Besitz der Familie Kroch, die während des Zweiten Weltkrieges nach Israel emigriert. Ab 1953 wird das Haus auch für universitäre Einrichtungen genutzt und ab 1974 dient die untere Etage als Ausstellungsfläche. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten zieht schließlich das Ägyptische Museum in die ehemalige Schalterhalle und das zweite Stockwerk ein.

Doch die Sammlungsgeschichte geht noch viel weiter zurück:

1840 erwirbt Gustav Seyffarth, Professor für Archäologie an der Universität Leipzig, einen Sarkophag, der in Triest zum Verkauf angeboten wird.

1870 wird Georg Ebers auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Ägyptologie in Leipzig berufen. In der Universitätsbibliothek widmet sich ein ganzer Schauraum seiner Person und den von Ebers angekauften und übersetzen Papyri http://(https://www.ub.uni-leipzig.de/ueber-uns/ausstellungen/dauerausstellung/georg-ebers/).

Bild 3: Georg Steindorff.

1893 übernimmt der spätere Namensgeber der Sammlung, Georg Steindorff, die Leitung und wird Ebers Nachfolger. Durch Steindorffs vielseitige Grabungstätigkeiten in Gizeh oder Aniba entwickelt sich die Lehrsammlung zu einem Museum stetig weiter. 1939 emigriert Steindorff jedoch in die USA, nachdem er unter der nationalsozialistischen Diktatur aufgrund seiner jüdischen Herkunft emeritiert wurde. Museumsarbeit und Lehrbetrieb geraten ins Stocken, Funde werden ausgelagert, Gebäude und Sammlung erleiden Kriegsschäden, Teile der Sammlung gelangen in die Sowjetunion.

Erst nach dem Krieg ist es maßgeblich Siegfried Morenz zu verdanken, dass die Sammlung im Universitätsgebäude in der Schillerstraße 6 stückweise wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

In den 70er und 80er Jahre erobert sich das Museum „einen festen Platz im kulturellen Leben der Stadt und wurde zu einem Schaufenster der Universität“ und kann sich zunehmend dem internationalen Wissensaustausch öffnen. Besonders nach der politischen „Wende” von 1989 entstehen neue Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Museums, z. B. umfassende Modernisierung, finanziert durch die Universität Leipzig und die Volkswagen-Stiftung.

2002 erfolgt noch einmal ein Umzug und das Museum erhält einen Interims-Standort in der Burgstraße 21, bevor es schließlich 2010 im Kroch-Hochhaus ein (hoffentlich) dauerhaftes Zuhause findet.

(Text in Auszügen nach E. Blumenthal, in: Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig. Renate Krauspe (Hrsg.). von Zabern: Mainz am Rhein, 1997 und nach den Infos der Museumshomepage).1

Bild 4: Ehemals Schalterhalle jetzt Ausstellungsraum

Um die Räumlichkeiten eines ehemaligen Bankgebäudes zu bespielen und für eine museale Inszenierung bestmöglich nutzen zu können, liegt es nahe, die Objekte thematisch und in jeweiligen Räumen unterzubringen. So ist das Grabensemble des Priesters Herischef-Hotep (https://www.youtube.com/watch?v=70X8y0jkfEk) im ehemaligen Büro des Bankdirektors ausgestellt und im alten Sitzungssaal sind nun die Fundstücke aus Nubien untergebracht.

Persönlich gefällt dem Hippo die Mischung aus Museum und historischer Architektur des Hauses sehr gut – Hippo-Highlight natürlich der Raum für Vor-und Frühzeit und die vielen Taweret-Sichtungen!


Wer spontan keinen Abstecher nach Leipzig unternehmen kann, dem sei der virtuelle Rundgang und die vielen Info-Videos ans Herz gelegt, die in Zusammenarbeit mit Studierenden der Uni Leipzig entstanden sind! https://my.matterport.com/show/?m=CpqEUiBdRtU

Weitere Infos und Hintergrundgeschichte findet sich auf dem YouTube-Kanal des Ägyptischen Museums Leipzig (@agyptischesmuseumleipzig1736); schaut doch mal rein: https://www.youtube.com/@agyptischesmuseumleipzig1736/about

oder auch auf Instagramm @aegyptisches_museum_leipzig

und Facebook:https://www.facebook.com/AegyptologieLeipzig

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1  https://www.gkr.uni-leipzig.de/aegyptisches-museum/geschichte

Bild 1: Bild: Appaloosa – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13058793

Bild 2: Neptunbrunnen, Foto: N.Kuch

Bild 3: Georg Steindorff; Original und Reproduktion, Bd. II, Heft 3/4 Schurick-Verlag, Leipzig (1912)., PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=7064841.

Bild 4: Musuemshalle, Foto: N.Kuch

Bildergalerie: Fotos N. Kuch

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